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The Rise Of Queensdale

The Rise Of Queensdale - Foto von Ravensburger

Legacy-Spiele, also Spiele bei denen sich über die Dauer von einigen, nacheinander folgenden Partien die Spielregeln und das Spielmaterial verändern, sind mittlerweile aus ihrer Nische hinausgetreten und auch für Familienspieler interessant geworden. Den Auftakt machte zur Messe in Essen 2017 Charterstone und nun zieht Alea Spiele, wieder im Hause Ravensburger angekommen, mit The Rise of Queensdale von Inka und Markus Brand nach.

Da ein Legacy-Spiel von der Spannung lebt, Unbekanntes selbst zu entdecken und das Spiel nach seinen eigenen Ideen zu formen, ohne zu wissen was kommt, wird die nachfolgende Rezension nur allgemein auf den Inhalt von The Rise of Queensdale eingehen, ohne Details zu verraten. Also keine Angst, Ihr findet in dieser Rezension keine Spoiler oder sonstige spielrelevante Anmerkungen zum Inhalt.

Worum geht es bei The Rise Of Queensdale

Um die Gesundheit der Königin Margaret ist es nicht zum Besten bestellt und deshalb will König Nepomuk II. im idyllischen Tal von Queensdale ein neues Schloss bauen lassen. Dort soll sich die Königin erholen und möglichst schnell wieder genesen. Die Spieler stellen einflussreiche Bürger dar und sollen im Auftrag des Königs jeweils ein Viertel der zukünftigen Stadt bewirtschaften, um dort wichtige Gebäude zu errichten, mit deren Hilfe der Bau des Schlosses so schnell wie möglich vorangetrieben werden kann.

Der Spielablauf und seine Besonderheiten

Jeder Spieler besitzt mit seiner Charaktertafel und der eigenen Familiengeschichte eine einzigartige Ausgangssituation für The Rise of Queensdale. Alle Spieler starten mit fünf Würfeln denn der Motor des Spiels ist ein Würfeleinsetzmechanismus. Vor jeder Spielrunde werden diese Würfel geworfen und anschließend reihum auf die möglichen Aktionsfelder eines gemeinsamen Aktionsplanes eingesetzt. Hier sind natürlich nicht alle Aktionen auch für alle Spieler vorhanden und so gilt: Wenn weg, dann weg! Insofern ein sehr schönes Bluff und Zockerelement. Welche Aktion sollte man sofort besetzten, bevor sie einem weggeschnappt wird, welche Aktion tut einem Mitspieler besonders weh, wenn er sie nicht ausführen kann? Allerdings sind anfangs vor allem nur Bau- und Entdeckungsaktionen möglich, bevor zusätzliche Aktionsmöglichkeiten hinzukommen.

Beim Bau kann mittels gesammelter Ressourcen auf einem freien Bauplatz im eigenen Viertel ein Gebäude errichtet werden, für Entdeckungen hingegen laufen die Kundschafter über das Spielfeld und versuchen, dort wachsende Kräuter zu sammeln, um diese gegen lukrative Belohnungen einzutauschen. Für vieles gibt es zudem Siegpunkte und so tasten sich die Spieler nach und nach an das jeweilige Etappenziel heran, für das man immer eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten gesammelt haben muss. Der erste Spieler der dieses erreicht, gewinnt die Partie und erhält bestimmte Belohnungen. Aber auch die anderen Spieler gehen nicht leer aus und erhalten manchmal noch wertvollere Dinge. Dadurch wird sichergestellt, dass der Abstand zwischen den Spielern nicht zu groß und das Spielerlebnis damit irgendwann zu frustrierend wird. Zusätzlich ist aber zu beachten, dass derjenige Spieler, der sein Etappenziel erreicht hat, in der nächsten Runde ein deutlich höheres Etappenziel erreichen muss, um wieder zu gewinnen. So nehmen alle Spieler in der nächsten Partie einen neuen Anlauf, um ihr jeweiliges Etappenziel zu erreichen. Dabei kann es im Laufe des Spiels durchaus vorkommen, dass jeder Spieler eine andere Punktesumme erreichen muss, um die jeweilige Partie für sich zu entscheiden. Erreicht ein Spieler sein letztes Etappenziel, so gewinnt er das Spiel. Allerdings sollte man dafür schon etliche gemeinsame Spielrunden einplanen. Selbst wenn immer derselbe Spieler jeder der Partien gewinnen sollte, was aber absolut unwahrscheinlich ist, werden genau neun Partien benötigt, um das Spiel komplett durchzuspielen. Dann werden aber den Spielern sicher viele kleine Ereignisse verborgen bleiben. Realistisch gesehen sollte man bei einer vierköpfigen Spielrunde von mindestens 20 Partien ausgehen bis ein Sieger feststeht. Allerdings dauert eine Partie im Durchschnitt auch nur 45 bis 60 Minuten und man kann somit an einem Spielenachmittag oder –abend problemlos zwei oder drei davon hintereinander spielen.

Lohnt sich The Rise Of Queensdale?

Die Spielregel ist natürlich, wie bei einem Legacy-Spiel üblich, zu Beginn der ersten Partie des Spiels noch sehr rudimentär und auch auf dem Aktionsplan gibt es noch viele Lücken. Dieser Zustand ändert sich jedoch im Laufe der Partien deutlich. Immer wieder finden während der Spielrunden durch bestimmte Situationen getriggerte Ereignisse statt. Dadurch oder durch das Erreichen bestimmter Etappenziele in der Punktewertung kommen zusätzliche Regeln oder gar Spielelemente ins Spiel. Dies geschieht ganz einfach durch Aufkleber, welche an bestimmten, vorgezeichneten Stellen in die Regel oder auf die diversen Tafeln bzw. Pläne geklebt werden müssen und die anschließend das Spiel anspruchsvoller und teilweise auch spannender machen, da nun neue Möglichkeiten aufgezeigt werden. Diese wollen natürlich ausprobiert und in die eigene Taktik eingefügt werden. Zudem ist es manchmal am Anfang einer Partie möglich, die eigenen Würfel durch Aufkleber zu modifizieren und somit einen besseren Ertrag aus den eigenen Würfelergebnissen zu erzielen.

Das Legacy-Prinzip für Familien

Alea Spiele gehört zu Ravensburger. Der Verlag will mit The Rise of Queensdale das Legacy-Genre familientauglich machen. Das Autorenpaar Inka und Markus Brand haben schon etliche sehr gute Familienspiele an den Start gebracht und auch das Thema ist gut gewählt. Gemeinsam mit der Familie eine Stadt in einem mittelalterlichen Königreich zu errichten? Es gäbe kaum einen besseren Ansatz. Zudem ist das Spiel ein optisches Highlight. Alles ist wunderschön illustriert und im Laufe der Kampagne kann man die Entwicklung der Siedlung in dem ehemals so einsamen Tal beobachten. Die Story ist grundsolide und das Spielprinzip als Würfel-Einsetz-Spiel einfach und geradlinig. The Rise of Queensdale ist zwar für maximal vier Spieler ausgelegt, aber auch wenn die Spielrunde nur aus zwei oder drei Spieler besteht funktioniert das Spiel sehr gut. Ideale Vorraussetzungen also für Familienspieler. Kennerspieler werden hingegen das Besondere, die plötzliche Veränderung und nach ein paar Partien leider auch die Herausforderung vermissen, so dass ihre Motivation das Spiel weiter zu spielen schnell nachlassen wird.

Das Spielmaterial ist sowohl im Bezug auf seine Quantität als auch auf die Qualität sehr gut. Leider gibt es aber auch ein paar Mankos. So gibt es in der Anleitung einige missverständliche Passagen, so dass man die FAQ auf der Webseite des Verlages lesen oder sich im Internet schlau machen muss. Deutlich schwerer wiegt hingegen ein Problem das die Handhabung des Legacymaterials betrifft: Ist dieses in vergleichbaren Spielen wie z. B. Pandemie-Legacy oder Sea Fall in separaten und einzeln zu öffnenden Boxen untergebracht, so sind bei The Rise of Queensdale die Aufkleber auf den Stickerbögen bunt gemixt und die Stanzbögen mit den möglichen Gebäuden und Umbauten liegen ebenfalls offen aus. Selbst wenn man sich bewusst nichts ansehen möchte: Beim suchen nach den entsprechend notwendigen und angeforderten Aufklebern oder Stanzbögen nimmt man unbewusst wohl oder übel ein paar zusätzliche Informationen auf. Hier hätte es andere Möglichkeiten geben müssen!

Zwiespalt bei der Bewertung

The Rise of Queensdale lässt mich ein wenig im innerlichen Zwiespalt zurück. Ohne Zweifel ist es ein handwerklich grundsolide gemachtes Brettspiel, das mit einer tollen Grafik und opulentem Material glänzen kann. Es hat allerdings auch einen sehr hohen Anschaffungspreis und verliert, wenn die Kampagne abgeschlossen ist, sehr schnell seinen Reiz. Bei einem PC-Rollenspiel kann man an diesem Punkt mit einem anderen Charakter das Spiel noch einmal komplett neu beginnen und somit aus einem anderen Blickwinkel erleben. Das ist hier so nicht möglich. Auch der Unsicherheitsfaktor, ob das Spiel in der Runde wohl gut ankommt, ist nicht zu unterschätzen, denn ein Weiterverkauf ist anschließend nur schwer möglich. Eine Spielgruppe sollte zudem bereit sein, die geschätzten zwanzig Partien ohne längere Unterbrechungen zu absolvieren denn ansonsten verliert das Spiel viel von seinem Reiz.

Viele Einschränkungen also, die es zu bedenken gilt. Wer sich aber trotzdem auf dieses Spiel einlassen will, wird mit Sicherheit viele neue und spannende Erlebnisse haben.

Infos zu The Rise Of Queensdale

  • Titel: The Rise of Queensdale
  • Verlag: Ravensburger, alea Spiele
  • Autor: Inka Brand, Markus Brand
  • Spieleranzahl (von bis): 2-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 45-60
  • Jahrgang: 2018

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