Spiele zum Thema Fußball gibt es überraschend wenig. Noch weniger davon sind als Spiel wirklich brauchbar. Das mag daran liegen, dass es sehr schwierig ist, Fußball als Mechanismus mit den Mechanismen eines Brettspiels darzustellen. Dabei ist alles ganz einfach. Ein paar Spieler, ein Ball und auf geht’s. So jedenfalls bei Die wilden Fußballkerle, dem Spiel zum Buch und Film von Joachim Masannek.
Auf dem bescheiden wirkenden Spielfeld wird der Ball platziert, jeder erhält von seinem Spielerstapel sieben Balltreter auf die Hand, die Stapel mit den Aktionskarten der beiden Mannschaften (die wilden Kerle spielen gegen die unbesiegbaren Sieger) werden bereit gelegt. Wenn feststeht, wer beginnt, kann das Spiel losgehen. Im wesentlichen geht es jetzt um Zweikämpfe. Der Spieler in Ballbesitz legt eine Spielerkarte neben das Spielfeld, die für das aktuelle Spielfelddrittel (Angriff, Mittelfeld, Abwehr) einen möglichst hohen Wert aufweist. Der Kontrahent legt eine Spieler-Karte auf, mit der er den Ballführenden angreift. Bei Bedarf noch schnell eine Aktionskarte aufgedeckt, die die Werte erhöhen kann und schon gibt es das Zweikampfergebnis. Der Spieler mit dem höheren Wert ist in Ballbesitz und passt in das nächste Spielfelddrittel in Richtung gegnerisches Tor, im Angriffsdrittel schießt er auf das Gehäuse. Allerdings sind die Aktionskarten gefährlich, weil sie auch Fouls und gelbe Karten enthalten können.
Beim Torschuss werden Aktionskarten für den Angreifer und den Torhüter umgedreht. Hat der Stürmer einen besseren Wert als der Keeper, ist der Ball in den Maschen versenkt. Tor!
So geht es, bis alle Spieler-Karten ein Mal durchgespielt sind, dann pfeift der imaginäre Schiedsrichter zum Pausen-Tee. Die zweite Halbzeit läuft auf die gleiche Weise. Steht es beim Schlusspfiff unentschieden, dürfen die Spieler per Elfmeterschießen die Partie entscheiden.
Das Spiel ist ein relativ putziges Hin- und Hergetrete. Torschüsse gibt es je nach Kartenglück sehr wenig oder zu viele. Spaß kommt durch die besonderen Fähigkeiten der Spieler auf. Zum Beispiel gibt es Marlon, die Nummer 10, die nach einem gewonnenen Zweikampf schon aus dem Mittelfeld aufs Tor schießt, oder Sense, dessen Einsatzstärke mit jeder gelben Karte des Gegners steigt, und Schleimigel, dessen Wert gegen Spitzenspieler auf die gleiche Stärke ansteigt. Das ist Atmosphäre und Spaß, und natürlich ein kleines bisschen Bolzplatzfeeling.
Das Spiel funktioniert und ist zügig spielbar, es macht Spaß und ist eine prima Umsetzung. Aber auch bei diesem Spiel wird deutlich, warum es so schwer ist, Fußball aufs Spielbrett zu zaubern. Bolzplatz ja, Fußballstadion nein. Auf zu viele Details muss verzichtet werden, zu wenig schnuppern die Spieler am großen Fußball. Aber weder die wilden Kerle noch die unbesiegbaren Sieger sollen ja eine Spitzenmannschaft simulieren. Von daher: Ein Schritt in Richtung echtes Fußballspiel, aber noch keine Zielüberquerung.
Bei Interesse sollte man vor dem Kauf das Spiel möglichst ausprobieren. Fußballfans wie Spieler könnten wegen der notwendigen Kompromisse enttäuscht werden – müssen aber nicht.
Infos zu Die wilden Fußballkerle
- Verlag: Amigo Spiele
- Autor: Thorsten Löpmann, Andreas Wetter
- Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
- Dauer in Minuten: 30
- Jahrgang: 2003
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