Pick A Pen: Gärten

Pick A Pen? Gärten? Das Cover sieht etwas nach Roll & Write aus. Also, dachte ich mir, probiere ich es mal aus. Irgendwie muss ich ja mal wieder eine Rezension schreiben. Ich war gespannt, wie diese Mischung aus Buntstiften und eher abstrakten Mustern funktionieren soll. Der Titel Pick A Pen: Gärten stammt von Reiner Knizia, die Illustrationen hat Marlies Barends beigetragen. Die Reihe ist bei Amigo Spiele erschienen.

Vorab mein Fazit der Kritik zu Pick A Pen: Gärten

Obwohl ich dem kleinen Spiel gegenüber offen war, wurde ich enttäuscht. Der Ablauf ist einfach und „flutscht“, die Funktionsweise der Buntstifte als Würfel ist interessant (und erinnert an kultige Würfel in Stäbchenform), das Ausmalen ist beruhigend. Aber der Spaß fehlt mir. Zudem ist es nur schwer möglich, auf die Blätter der Konkurrenz zu schauen. Dadurch ist die ohnehin nicht besonders ausgeprägte Interaktion zusätzlich eingeschränkt.

Nein, Pick A Pen: Gärten hat mir nicht wirklich gefallen.

Aber warum? Das erfahrt ihr in der folgenden Rezension.

Darum geht es

Thema des Spiels: Einen Garten erschaffen. Dazu malen alle nach und nach Hexfelder auf einem Spielbogen aus. Je bunter, aber zugleich je logischer der Garten gestaltet ist, desto eher gibt es am Ende viele Punkte.

Die Malvorlage

Soweit ist das Thema wirklich interessant. Aber schon der eher lieblos gestaltete Spielbogen ist enttäuschend. Ein paar bunte Bäume säumen eine Lichtung, auf der Hexfelder rund um einen Springbrunnen angeordnet sind. Einige der Felder sind zu Gartenbereichen zusammengefasst, was später noch wichtig wird.

Die Anleitung bei Pick A Pen: Gärten

Die wenigen Spielregeln sind typisch für Amigo fast schon zu ausführlich formuliert. Ebenso typisch für den Verlag ist die Anleitung aber verständlich und klar.

Reihum nutzen nun alle nach einem besonderen System ausliegende, verschiedenfarbige Buntstifte und übertragen damit die Farbe auf den Spielbogen. Dabei entstehen bunt ausgemalte Hexfelder. Wichtig: Die Wahl des Buntstifts erlaubt es, zusammenhängende Hexfelder auszumalen. Bei der nächsten Farbwahl müssen ebenfalls wieder zusammenhängende Felder ausgemalt werden, wobei das erste Feld an einem bereits ausgemalten Felder angrenzen muss.

Plus- und Minuspunkte

Sollte einmal ein Feld nicht passend ausgemalt werden können, gibt es ein Kreuz in der Stiftsymbolreihe. Ist das letzte Symbol dieser Art gefüllt, endet die Partie vorzeitig. Boni gibt es jedoch, wenn die abgegrenzten Gartenbereiche in einer einzigen oder in allen fünf Farben ausgemalt sind. Weitere Pluspunkte erringt die Person, die den Rand oder die gesamte Fläche zuerst ausgemalt hat oder die größte zusammenhängende Fläche in einer Farbe vorweisen kann.

Die Bedeutung der Buntstifte bei Pick A Pen

Die Buntstifte sind bei Pick A Pen: Gärten bzw. bei der gesamten Reihe gelungen. Es handelt sich um fünf dicke, aber kurze Stifte in Orange, Blau, Lila, Rot und Grün. Aber: Es sind zugleich Würfel!

Beim Ablauf ist das ein frisches Element. Denn anfangs „wirft“ eine Person alle Stifte. Diese liegen mit einer Seite des „Stift-Hexaeders“ nach oben auf dem Tisch. Diese Seite zeigt eine Zahl. Genau dieser Wert gibt die Anzahl der auszumalenden Hexflächen an. An diesem Punkt bietet Pick A Pen: Gäten ein wohl dosiertes Maß an Taktik, das aber wiederum etwas mehr Rahmen benötigt hätte. So entfaltet sich dieser Ansatz nicht ausreichend.

Interaktionselement ohne Interaktion

Da alle nacheinander einen Stift wählen, gibt es hier theoretisch Interaktion und Ärgerpotenzial. In der Praxis sind alle so in ihrem Spielbogen vertieft und nehmen den jeweils bestmöglichen Stift, sodass niemand die Konkurrenz direkt schädigen möchte. Das passiert nur indirekt. Zudem ist selbst bei einem genaueren Blick auf den Spielbogen der anderen nicht einfach zu erkennen, welche Farbe in welcher Anzahl irgendjemand gerade benötigt oder nicht.

Dennoch: Die Wahl der Stifte und die Funktion als Würfel sind für mich das Highlight bei Pick A Pen: Gärten. Sie geben dem eher gleichförmigen Ablauf zumindest etwas Pep.

Fazit zu Pick A Pen: Gärten – ach, was wäre es schön gewesen …

Ich mag Spiele von Amigo und ich mag das Team dort. Aber Pick A Pen: Gärten ist einfach schwach. Das muss ich so deutlich sagen.

Habe ich schon erwähnt, dass es Spielbögen in drei Leveln gibt? Dummerweise sind die nacheinander in einem geleimten Block angebracht. Wer Level 2 oder 3 spielen möchte, muss mühsam einen Bogen heraustrennen oder/und reißt die Level als „Block“ im Block ganz ab. Das zerstört aber irgendwie – wie zu befürchten – den gesamten Block, da der Klebestreifen mit in den Orkus geht. Die  Zettel fliegen durch die Gegend. Kann aber auch sein, dass ich mal wieder zu ungeschickt bin. Aber bin ich wirklich eine Ausnahme?

Leider bringen die Bögen spielerisch nur wenig Abwechslung. Bonuspunkte für Blumenfelder und Baumfelder. Und da sind wir doch mitten im Garten. Was hätte dieses Thema schöner umgesetzt werden können. Tolle Beete mit Blumenmustern in verschiedenen Farben. Eine Rose hier, eine Tulpe da, ein Rittersporn dort hinten … Dazu eine kleine Herausforderung wie zum Beispiel zu setzende Dekoelemente oder besondere Wasserverbindungen. Nichts davon ist da.

Abstrakte Hexflächen, keine bunten Beete

Was wir bekommen haben: Abstrakte Hexkästchen, um die ein paar Bäume gezeichnet sind. Einen Spielablauf, der eingängig ist (immerhin auch nicht nervt). Eine Einstiegshürde, die extrem niedrig ist, aber zugleich kaum zu einer spielerischen Herausforderung führt.

Ebenso animiert Pick A Pen: Gärten nicht zu Wiederholungen oder bietet einen gewissen Aha-Effekt oder lässt mich ein „Oho!“ ausrufen. Dieses kleine Gesellschaftsspiel für 2 – 4 Personen ist einfach zu brav, zu bieder und zu … ja, leider auch das … langweilig.

Es ist interessanter, ein Malbuch auszumalen, als eine Partie zu spielen. Es ist spannender, ein buntes Muster auf den Spielbogen zu malen, als das während einer Partie mit den Grenzen der Spielregeln zu machen. Und es ist völlig unverständlich, warum ausgerechnet so ein Spiel mit diesem Thema keine Solovariante mitbringt.

Davon ab haben viele Autoren und Verlage gezeigt, dass Roll & Write ein System ist, das sehr spannende Abläufe erlaubt. Beispiele? Railroad Ink, Riverside, Colour Square, Ganz schön clever oder Dizzle sind Titel, die bei uns in Rezensionen ganz gute Bewertungen erhalten haben.

Vorbildlich bei Farbsehschwäche

Ich habe wohl deutlich gemacht, dass ich Pick A Pen: Gärten nicht besonders reizvoll finde. Allerdings muss ich neben der besonderen Funktion der Buntstifte noch etwas loben. Die Redaktion hat sich aus meiner Sicht bemüht, den Zugang für Menschen mit einer Farbsehschwäche zu erleichtern. Die Spielregel bietet Hinweise, wie im Falle des Falles vorzugehen ist. Und die letzte Seite der Anleitung bietet Ablageflächen für die Stifte, sodass alle die Bezeichnungen lesen können.

Das ist bei den vielen genutzten Farben nicht selbstverständlich, aber eben ein Stück Barrierefreiheit und gibt daher einen Pluspunkt. Wenn jetzt noch der Ablauf reizvoller wäre … Lieber buddele ich aber im eigenen Beet ein paar Blumen zurecht, als eine Partie Pick A Pen: Gärten zu spielen.