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Sentinels of the Multiverse

Die Helden aus dem Spiel Sentinels of the Multiverse. Foto: Hendrik Breuer

Superhelden gegen Superschurken. Kartenschlacht. Hit points, damage points und minions. Dazu herrscht meist ein ziemliches Chaos. Welche Karten sind gerade im Spiel? Wer ist gegen was immun? Und was macht der Ort, an dem wir kämpfen, mit dem Helden, der in dieser Sekunde noch die meisten Lebenspunkte hat? Klingt nach „Ameritrash“. Ist es auch. Aber funktioniert Sentinels of the Multiverse?

Kooperatives Comic-Superhelden-Kartenspiel

In diesem kooperativen Kartenspiel kämpfen zwei bis fünf Helden gemeinsam gegen einen fiesen Schurken, und zwar an einem Ort, der auch noch einen Einfluss auf den Verlauf unseres Duells hat. Ziel des Spiels ist es, den Schurken zu zerstören, bevor alle Helden tot sind.

Der Ablauf einer Runde ist dabei denkbar einfach, theoretisch zumindest. Der Schurke beginnt, bringt eine Karte ins Spiel und führt alle Aktionen aus, die derzeit offen ausliegen. In der Regel bekommen die Helden jetzt Schaden zugeteilt, dann sind die Helden der Reihe nach am Zug. Auch sie spielen jeweils eine Karte aus, nutzen eine ihrer speziellen Fähigkeiten und ziehen eine Karte nach. In der Regel wurde jetzt auch dem Schurken und seinen Helfern Schaden zugefügt. Zum Abschluss einer Runde kommt eine Umweltkarte ins Spiel, die je nach Terrain, in dem wir kämpfen, dem Schurken, den Helden oder allen schadet.

Schurken starten mit bis zu 100 hit points, Helden mit etwa 30. Die meisten Schurken haben zudem Helfer, die auch noch ein paar hit points aufweisen und oft erledigt werden müssen, bevor man an den Bösewicht herankommt. Man benutzt Counter, um die damage points zu zählen. Eigentlich macht man während des Spiels nicht viel mehr als damage points zu addieren und zu subtrahieren. Allerdings sind schon nach ein paar Runden sehr viele Karten im Spiel, die den Helden und Schurken extra Aktionen erlauben und sich gegenseitig beeinflussen, so wird das Spiel nach und nach immer unüberschaubarer—was noch dadurch verstärkt wird, dass einige Karten sehr eng bedruckt sind mit unterschiedlichen Effekten. Man muss also ständig nachlesen, was gerade Sache ist.

Über 600 Karten für unendlich viele Spielkombinationen

Und zu lesen gibt es einiges, immerhin kommt das Spiel mit über 600 Karten. Jeder der zehn Helden hat ein eigenes Deck mit 40 Karten, die vier Schurken kommen mit jeweils 25 Karten, selbst jeder Ort hat 15 Ereigniskarten. Somit kann man Sentinels of the Multiverse in nahezu unendlich vielen Kombinationen spielen, das ist ganz interessant. Allerdings funktionieren nicht alle Helden-Kombinationen gleich gut, da einige eher unterstützend tätig werden und nicht wirklich gut im direkten Angriff auf den Schurken sind. Hat man einige dieser „Cheerleader“ im Team, kann es schwierig werden, dem Schurken genügend Schaden zuzufügen.

Sentinels of the Multiverse ist übrigens ein eigenständiges Superhelden-Universum, das eigens für dieses Spiel erfunden wurde. Es gibt zu jedem Helden und Schurken eine kurze Biografie, und jedes Deck passt hervorragend zu den Akteuren. Thematisch ist das Spiel auf jeden Fall ein Hammer. Man kann sich auch ganz gut absprechen und gegenseitig helfen, wenngleich einige Fähigkeiten so gut sind, dass es ein „no brainer“ ist, sie ständig zu nutzen. Somit können mehrere Runden nacheinander auch mal nach Schema F ablaufen.

Wie gut ist Sentinels of the Multiverse?

Damit das gleich klar ist: Sentinels of the Multiverse hat mit wohl geordneten und übersichtlichen kooperativen Spielen wie Pandemie oder Hanabi nicht viel zu tun. Vielmehr ist Sentinels of the Multiverse eine überaus chaotische Angelegenheit, obwohl es eigentlich nur darum geht, dem Schurken und seinen vielen Helfershelfern damage points zu verpassen und sie auszuschalten, bevor man selbst daran glauben muss. Das alles wird durch die vielen Karten und langen Texten auf diesen erheblich verkompliziert. Uns war es einfach zu unübersichtlich. In jeder Partie kam es ein paar Mal vor, dass gerade gültige Effekte übersehen wurden. Wenn man dann nach ein paar Minuten entdeckt hat, dass man eigentlich keine Karte hätte ausspielen dürfen, ist es meist zu spät, da man ja keine drei Züge rückgängig machen kann. Man muss schon sehr viel lesen wollen (und ziemlich gut Englisch verstehen können), um Sentinels of the Multiverse einigermaßen rund durchspielen zu können.

Unsere Testrunden bestanden vor allem aus Spielern, die mit Rollenspielen und Comics nicht viel am Hut haben. Es ist also möglich, dass Sentinels of the Multiverse nicht für Spieler wie uns gedacht ist. Es hat uns aufgrund der oben genannten Kritikpunkte auch nicht wirklich überzeugt, wenngleich es eines der thematischsten Spiele ist, die uns in letzter Zeit untergekommen sind. Weniger chaotische Spielmechanismen wären mir aber wichtiger gewesen als die gute Umsetzung des Superhelden-Themas.

Es sollte deshalb nicht unerwähnt bleiben, dass Sentinels of the Multiverse gerade in den Vereinigten Staaten sehr viele Fans hat und dass die drei Erweiterungen des Spiels auf Kickstarter, der Crowdfunding-Plattform, mit über $300.000 unterstützt worden sind. Es gibt also durchaus einen Markt für das Spiel, sicherlich auch in Europa. Leider saßen diese Leute bei unseren Spielrunden nicht mit am Tisch.

Sentinels of the Multiverse – Die Spielregeln (auf Englisch)

Infos zu Sentinels of the Multiverse

  • Titel: Sentinels of the Multiverse
  • Verlag: Greater Than Games
  • Autor: Christopher Badell, Paul Bender, Adam Rebottaro
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 13-
  • Dauer in Minuten: 30-60
  • Jahrgang: 2012

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