Gepfuscht oder Versehen?
Wir Spieler haben etwas, das wir als Spielerehre bezeichnen. Absichtliches Schummeln gibt es in diesem Weltbild nicht. Und doch wird es immer wieder getan. Die Leute, die ehrlich spielen, sind dann meist die Dummen. Ehrlichkeit und gegenseitiges Vertrauen ist ein Grundpfeiler für das gemeinsame Brettspielerlebnis.
Schummeln bei Turnieren geht gar nicht
Wer an einem Brettspielturnier teilnimmt und unter Aufbietung sämtlicher Energien und spielerischen Tricks ein Spiel knapp gewinnt, oder knapp verliert, wird von diesem Erlebnis Jahre lang was haben. Man erinnert sich immer wieder gerne daran. Nur, wenn der Verlierer dann aufsteht, dir in die Augen schaut und ehrlich sagt: „Bravo, super gespielt!“ Wie kann ich diesen Blick, dieses Lob und diese Anerkennung ertragen, wenn ich ihn betrogen habe!? Es wäre charakterlos! Deswegen ist absichtliches Schummeln nicht nur während eines Turnierspiels so schwerwiegend.
Wer unabsichtlich Schummelt, es merkt und diesen Irrtum klarstellt, der hat Größe. Wer unabsichtlich Schummelt seinen Irrtum bemerkt und nichts sagt, kann diesen Sieg doch gar nicht genießen. Denn der Sieg mit einem schlechten Gewissen, ist kein Sieg; er hat keinen Wert.
Weltmeisterschaftsturnier für Zug um Zug
Was ist aber wenn einem der Spieler Fehler unterlaufen? Wenn in der Turnieraufregung etwas falsch gemacht wurde und niemand hat etwas bemerkt. Im normalen Spielekreis wendet man sich dem nächsten Spiel zu, weil keiner auf den Gedanken kommt, jemand könnte betuppen. Beim letzten Zug-um-Zug-Weltmeisterfinale gab es einen Videobeweis. Der spätere Gewinner der Weltmeisterschaft hat laut Videobeweis Karten genommen, die nicht von ihm waren. Er selber beteuert, er habe es nicht bemerkt. Es gibt aber durchaus Mitspieler, die Absicht in den Raum stellen.
Die Konsequenz: Der Videobeweis und die Turnierregeln haben den amtierenden Weltmeister im Brettspiel Zug um Zug davon überzeugt, seinen Titel zurückzugeben.
Schummeln oder nicht – die Reputation ist dahin
Egal wie man es dreht: Die Reputation von diesem Turnierspieler ist dahin. Wer will sich mit ihm noch an einem Turniertisch setzen? So tragisch es auch ist: Versehen oder Absicht spielen jetzt keine Rolle mehr. Aber: Wer will über so einen Spieler urteilen? Ich war erst fassungslos über die Kaltschnäuzigkeit, bei einem Turnierfinale zu bescheißen. Später kam der Gedanke: Was, wenn es doch ein Versehen war? Wie schrecklich für den Betroffenen.
Gut, dass es einen Videobeweis gab. Ob es allerdings absichtliches Verhalten war oder nicht, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Bis dahin heißt es: im Zweifel für den Angeklagten/Spieler!
Werbung
Nach neuen Spielen schauen bei:
Amazon
Spiele-Offensive