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Flucht

Fast-Forward-Spiel Flucht - Foto von 2F-Spiele

Mit der Fast-Forward-Reihe hat Friedemann Friese ein Spiele-Trio für seinen Verlag 2F-Spiele entwickelt, dass in unterschiedlichen Besetzungen und Schwierigkeitsstufen ohne das vorherige Lesen einer Spielregel für sofortigen Spielspaß sorgen soll. Zum Konzept dahinter verweise ich auf den Spiele-Blog von Bernhard Zaugg und das Interview mit Friedemann Friese. Ich selbst habe bislang aus dieser Reihe Furcht gespielt und kann die Kritik von Axel Bungart nur bestätigen. Das ist schnell, einfach und macht Spaß. Festung konnte ich leider noch nicht testen, bleibt also Flucht, das laut Aussage des Autors anspruchsvollste Spiel.

Wie funktioniert das Kartenspiel Flucht?

Flucht kann man als Solovariante oder auch mit bis zu vier Teilnehmern spielen. Es handelt sich um ein kooperatives Spiel, heißt, dass wir alle gemeinsam möglichst den kompletten Kartenstapel durchspielen, ohne vorher zu scheitern. So ganz stimmt das mit dem direkt Losspielen aber nicht, denn bereits die erste Karte des Stapels lässt uns erst einmal die Grundregeln kennenlernen. Kurz zusammengefasst liegen vier Persönlichkeitskarten aus (hier „Gejagte“ genannt). Jeder erhält zunächst eine Handkarte, eine davon ist das Monster. Ziel ist es nun, vor eben diesem Monster zu fliehen. Ein nicht ganz so leichtes Unterfangen, denn die Monsterkarte bleibt immer im Spiel und ändert höchstens mal die Position, wenn sie von einem Gejagten zum nächsten wandert. Kommt ein Gejagter an die Reihe und hat die Monsterkarte bei sich ausliegen, ist das Spiel bereits zu Ende. Es gilt also immer, mit Hilfe von taktisch klug ausgespielten Handkarten, dies zu verhindern. Diese Karten, von denen man zunächst nur eine besitzt, können zum Beispiel die Spielrichtung ändern, den Gejagten mit dem Monster überspringen, zusätzliche Handkarten generieren oder hilfreiche Bonuskarten offenlegen, die im weiteren Spielverlauf auftauchen.

Kritik an Flucht: Frust führt zum Fliehen

Das Spiel gliedert sich in drei Kapitel. Versagt man schon kollektiv im ersten Kapitel, muss der Kartenstapel wieder sauber in die richtige Reihenfolge gebracht werden und man kann von neuem beginnen. Beim Scheitern in Kapitel zwei und drei wird der Spielaufbau dann auf einer Regelkarte beschrieben und man kann dann quasi nochmal mittendrin neu starten. Das mindert den Frust in einem Spiel, das von seinen Teilnehmern eine recht große Toleranz gegenüber eben diesem verlangt. Die gemeinsamen Überlegungen, wer nun wann, welche Handkarte spielt und was dann in den nächsten Zügen alles passieren könnte, arten in Vollbesetzung zu ellenlangen Diskussionen aus. Und dann stellt man unter Umständen fest, dass man vor fünf Zügen die falsche Entscheidung getroffen hatte und besser alles ganz anders gemacht hätte. Am Anfang kann man von Glück sagen, wenn man Kapitel eins erfolgreich besteht. In meinen Runden war das Höchste der Gefühle in Kapitel zwei bei Karte 60 zu verlieren und es hatte ehrlich gesagt niemand mehr Lust, das Ganze nochmal zu versuchen.

Von der Aufmachung her sind die Karten schön groß und handlich, die Illustrationen beziehen sich auf Alice im Wunderland und das Monster ist dem Firmenmaskottchen der Verlags 2F nachempfunden. Die Kartentexte verlangen hohe Konzentration, denn häufig überliest man entscheidende Formulierungen oder versteht nicht direkt, ob nun gerade vom Ablage- oder Nachziehstapel die Rede ist. Konzentrationsschwächen verzeiht das Spiel aber nicht, denn hier will jede Karte klug gelegt sein. Außerdem sind dann trotz Fast-Forward-Label doch ganz schön viele Regelkarten im Spiel und die verschiedenen Sonderkarten müssen auch noch erläutert werden. Friedemann Friese hat Flucht dann auch als eine Art Textadventure im Kartenformat beschrieben. Fraglich ist, wie viele Wege bei diesem Spiel zum Sieg führen. Gibt es nur die eine immer gleiche Abfolge von Spielzügen, die man benötigt um das Monster zu besiegen oder kann man variieren? Und wenn man das Kartenspiel einmal geschafft hat, möchte man sich dann an einer weiteren Partie versuchen? Wen das alles nicht stört und wer sich gerne an grübellastigen Spielen die Zähne ausbeißt, für den ist dieses Spiel bestimmt etwas. Ich ergreife allerdings künftig davor eher die Flucht.

Infos zu Flucht

  • Titel: Flucht
  • Verlag: 2F-Spiele
  • Autor: Friedemann Friese
  • Spieleranzahl (von bis): 1-4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 75
  • Jahrgang: 2017

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2 Kommentare

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Axel Bungart 22. Februar 2018 at 08:46

Ich würde mich der Fluchtgruppe anschlließen. Aber nur der, die die Flucht VOR dem Spiel (nicht MIT dem Spiel) ergreift. Ich lasse mich gerne auf Spiele ein, die man strategisch durchdenken muss. Aber hier handelt es sich sich um ein Dauer-Memory im XXL-Format. Es war ein hartes Stück Gedankarbeit, sich bis Karte 60, durchzukämpfen, und ich bin mir sicher, dass ich es kein zweites Mal auf demselben Weg schaffen würde – fürchtend, dass es keinen Alternativweg gibt. Das fühlt sich leider nicht an wie ein Spiel.

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Chris 9. Januar 2019 at 13:04

Bei uns war es genau so. Den ersten Teil haben wir nach 2-3 Anläufen geschafft, als wir dann mitten im zweiten Teil nochmal verloren haben, waren alle 4 der Meinung, vielleicht doch lieber was anderes zu spielen.

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