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Justinian

Justinian von Reich der Spiele

Einfluss auf die richtigen Personen zu haben, ist immer hilfreich. Das gilt in der heutigen Politik genauso wie zu Zeiten Kaiser Justinians. Dessen zwölf persönliche Berater versuchen die Spieler so zu beeinflussen, dass ihre Favoriten die mächtigsten Positionen am Hofe einnehmen.

Zu Spielbeginn werden die zwölf Günstlinge auf dem Spielplan platziert. Jeder Spieler erhält einen Satz Einflussmarker, von denen etwa die Hälfte zur sofortigen Verwendung hinter dem eigenen Sichtschirm bereit steht. Diese Marken zeigen Werte von eins bis drei, positiv wie negativ. Abschließend werden an jeden Spieler noch zwei bis drei Charakterkarten in vier verschiedenen Farben verteilt. In maximal drei Farben finden bis zum Spielende Wertungen statt.

Das Spiel gliedert sich in drei Phasen, die in mehrere Runden aufgeteilt sind. In jeder Spielrunde werden Einflussmarker abwechselnd verdeckt platziert, entweder direkt über einem der Günstlinge oder auf einem speziellen Feld auf der Siegpunktetafel. Wer passt, erhält zwei neue Einflussmarker aus seinem spärlichen Vorrat. Sobald alle Spieler gepasst haben, werden die Einflussmarker aufgedeckt und die Günstlinge bewegt. Dies funktioniert ähnlich wie bei Schrille Stille. Für jeden Günstling wird die Summe seines Einflusswertes gebildet. Ist sie negativ wandert die Person auf der Tafel nach links, bei positiven Werten nach rechts. Der Spieler, der als letztes gepasst hat, entscheidet ob die Auswertung von rechts oder von links erfolgt. Dies ist nicht unwichtig und kann in einigen Fällen zwei bis drei Felder Unterschied machen. Falls keine Wertung ausgelöst wurde, beginnt nun eine neue Runde.

Um zu werten, muss ein Spieler einen bestimmten Wert an Einflussmarkern auf das Feld der Siegpunkttafel gespielt haben. Der auslösende Spieler hat den Vorteil bestimmen zu dürfen, welche Farbe gewertet wird. Alle Spieler decken ihre Karten dieser Farbe auf und ermitteln wie viele Punkte sie erlangen. Jeder Günstling hat drei kleine Fenster, in denen zu sehen ist, wie viele Punkte sie in den einzelnen Phasen wert sind. Im Normalfall endet das Spiel mit der Abschlusswertung nach der dritten Phase. In seltenen Fällen kann diese aber bereits nach einer früheren Phase stattfinden, nämlich dann, wenn den Spielern vorzeitig die Einflussmarker ausgehen. So oder so gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Justinian ist ein an sich einfaches Spiel, das aber trotzdem eine nicht unbeträchtliche Einstiegshürde besitzt. Zu Beginn erscheint das Spiel noch ziemlich willkürlich, es plätschert ziemlich unspektakulär vor sich hin, bis am Ende jemand gewinnt, der meist nicht genau weiß, was er dazu beigetragen hat. Nach zwei, drei Partien ändert sich das Bild hingegen deutlich und es entwickelt sich ein sehr spannendes Spiel mit einigen taktischen Möglichkeiten.

Zentrales Problem ist natürlich der richtige und wohldosierte Einsatz der Einflussmarker. Wer die zu wertende Farbe bestimmen will, verzichtet zwangsläufig auf Einfluss auf dem Spielplan. Nimmt man darauf keinen Einfluss, bleiben an sich gute Karten vielleicht ungenutzt, da ja nie alle Farben gewertet werden. Wer gerne als Letztes passen möchte, gibt womöglich zu schnell zu viele Einflussmarker ab. Denn Nachschub ist sehr begrenzt (nur zwei Marken pro Runde) und der Vorrat schneller erschöpft, als einem lieb ist. Diese „Dilemmas“ machen das Spiel ungemein interessant, sorgen aber dafür, dass Neulinge nur schwer ins Spiel finden und häufig über zu geringen Einfluss klagen.

Natürlich, das Glück spielt eine Rolle. Die Kartenverteilung kann einen Spieler auch schon mal stark bevor- oder benachteiligen. Ein großer Vorteil ist es zum Beispiel, einen Günstling in verschiedenen Farben zu besitzen, um sich nicht auf zu viele Personen konzentrieren zu müssen. Dieses eventuelle Ungleichgewicht wird ein klein wenig durch die Möglichkeit abgemildert, nach einer Wertung eine Karte zu tauschen. Aber auch sonst gibt es aufgrund des verdeckten Ablegens der Marker einige Unwägbarkeiten und das Spiel erhält eine gewisse Bluffkomponente.

Besonders hervorzuheben ist die wunderschöne Gestaltung des Spieles, die mittelalterlichen Mosaiken nachempfunden ist. Justinian ist ein gutes, taktisches Spiel und sei jedem empfohlen, der sich nicht an gewissen Unberechenbarkeiten stört und Spaß an einer fast schon gemächlich zu nennenden (aber nichtsdestotrotz sehr spannenden) Spielatmosphäre hat.

 

Infos zu Justinian

  • Verlag: Phalanx Games
  • Autor: Leo Colovini, Alessandro Saragosa
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 4
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45
  • Jahrgang: 2006

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