Wohin mit den Uralt-Schätzchen im Spiele-Keller?
Vor zehn Jahren habe ich über Seniorenspiele geschrieben. Zielgruppe waren sogenannte Silver-Ager. Menschen ab fünfzig mit Kohle. Jetzt komme ich selber langsam aber stetig in ein Alter, das ich als Achtzehnjähriger als „alt“ bezeichnet habe.
Gleichberechtigter Austausch zwischen Generationen
Von der heutigen Warte aus betrachtet sieht das aktuell natürlich ganz anders aus. Ich fühle mich noch jung geblieben. Halte mich mit Sport und Spiel fit. Was Gesellschaftsspiele angeht, werde ich sehr, sehr wahrscheinlich nie den Krempel spielen, denn ich damals rezensiert habe. Neuheiten werden für mich noch länger spannend bleiben. Allerdings ist mein spielerisches Umfeld jünger. Klar, ich rezensiere viele Kinderspiele. Aber auch in den Spielekreisen gibt es Spielende, die jünger oder sogar älter sind. Das ist eine Facette am Hobby, die mir persönlich sehr gut gefällt. Der gleichberechtigte Austausch zwischen den Generationen. Das hilft auch im beruflichen Kontext, nicht von oben herab auf Kollegen und Kolleginnen zu schauen, die Jahrzehnte jünger sind.
Was machen mit den Uralt-Spielen, die heute im Regal verstauben?
Aber wie geht es weiter? Zum einen gilt es, die eigene Spielesammlung im Blick zu behalten. Beziehungsweise zu reduzieren. Das Spiele die fünfundzwanzig Jahre und älter sind, mittlerweile als Altpapier oder Schmutzgurken bezeichnet werden, tut ein wenig weh. Immerhin waren diese Schachteln in der damaligen Zeit richtig genial und wir hatten unseren Spaß. Viele schöne Geschichten sind damit verknüpft.
Doch auch Spiele entwickeln sich weiter. Hätten meine Postspielergruppe vor über dreißig Jahren geahnt, was auf uns zukommt, wäre die Vorfreude darauf riesengroß gewesen. Aber auch umgekehrt. In der heutigen Zeit tauchen aber immer mehr Fragen zu den Spielen aus der Vergangenheit auf, wenn Väter oder Schwiegerväter ihre „Schätze“ weitergeben. Was sind das überhaupt für Spiele? Taugen die was? Neben guten Tipps, den Hinweis auf Ludomu und Gedankenschwelgerei kommen eben auch die Kommantare à la „ab in die Tonne“ …
Ein Ablaufdatum für Gesellschaftsspiele gibt es eben doch nicht, oder?
Trotzdem. Wer einen Blick in die sozialen Medien wirft, wird feststellen, alte Spiele besitzen immer noch ganz viele Emotionen. Viele alte Spiele werden weltweit wiederholt neu aufgelegt und begeistern immer wieder. Intrige aus dem Jahr 1994 von dem Autor Stefan Dorra sei nur als Beispiel genannt. Ein richtiges „Drecksverhandlungsspiel“ bei dem es so übel rund geht. Da geht es nicht nur um das meiste Spielgeld, sondern um den Abwasch in der heimischen Küche, wer kommt später wie nach Hause. Beziehungsgeflechte werden ins Spiel gebracht, um die besten Posten auf dem Spielbrett zu erhalten. Ehekrach inklusive. Alles schon erlebt.
Am Ende muss eben doch was raus …
Trotzdem muss beizeiten die Sammlung reduziert werden. Alleine schon wegen Stockflecken und Kellermuff. Als die Neuauflage von Heroquest auf dem Markt kam, wollte mein Sohn es spielen. Kein Problem, in die hinterste Ecke des Spielekellers gestiefelt (jeder weiß wo seine Schätze sind) und sich klotzig geärgert. Hätte ich mal dieses Spiel rechtzeitig verkauft. Mit Kellermief in der Nase zu spielen, ist nicht schön. Die Karten fühlten sich auch nicht gut an. Stumpf! Also mit Kaffeepads im Karton zurück ins Regal.
Wenn ich Spieler und Spielerinnen stolz von ihrer Spielesammlung mit um die 100-500 Spielen höre, denke ich, die hätte ich gerne wieder – wenn ich reduziert habe …
Es werden also sehr viele Spiele ausziehen müssen, damit es beizeiten wieder übersichtlich wird und meine Familie den gewonnen Raum anders nutzen kann. Neuheiten werden länger schon nach der Rezension weitergegeben. Es ist sehr befriedigend, wenn Spiele zum Beispiel zur Spiele-AG meines Vertrauens gehen.
Die alten Dinger? Verschenken? Spenden? Thermische Wiederverwertung über die Mülltonne? Mal sehen. Noch ist es nicht so weit und es fällt schwer, endgültig loszulassen. Eines steht aber fest: Der Tag an dem die eigene Spielesammlung wieder übersichtlich ist, wird für jeden kommen (müssen).
Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Gedanken zu dem Thema, das ich als Spieler emotional empfinde, in der Kommentierung teilt. Was werdet ihr mit euren Spielen machen?
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11 Kommentare
Interessantes Thema. Ich muss gestehen, neulich erst drei Dutzend meiner Schätzchen in die „thermische Wiederverwertung“ gegeben zu haben. Fiel mir zunehmen leichter, weil die wirklich nur Platz wegnahmen. Verkaufen bei alten Schinken bringt nicht viel. Auf spenden kam ich nicht. Danke für die Idee. Beim nächsten Mal. Habe noch rund 750. Davon sollen noch ein drittel weg.
Das nenne ich mal verbranntes Geld … Die Bucht ist nach wie vor erste Adresse. Nur zu alt sollten die Schachteln nicht sein.
OH!!! BITTE! Schenk mir deine Sammlung 🙂 Ich habe zu wenig Geld. Es bleibt nicht viel für Spiele übrig. Es sind nur 30 Stücke. Vielleicht könnt Ihr eine Liste machen mit Leuten, die suchen und welchen die geben. Ich wäre dabei!!!
Ich bin ja der Typ, der den größten Teil seiner Spiele gespendet hat. Schon mehrfach. Aber ich gestehe, dass ich zuletzt ein paar wirklich wilde Dinger in die Papiertonne entsorgt habe. Selbstverständlich, nicht ohne zuvor die Kunststoffanteile auszusortieren … Axel bekommt vermutlich gerade wieder Schnappatmung 😉
Aber das Thema ist in der Tat spannend. Denn die Sammlungen werden eben größer mit dem Lebensalter. So schnell trennt sich niemand von Spielen. Irgendwann ist es ein Platzproblem. So sind schon ganze Archive und Museen entstanden.
Bin grad aus dem Krankenhaus zurück…. (nachdem ich Deinen Post gelesen hatte).
1147 Spiele habe ich im Regal. Zumindest sagt das meine Excel-Liste. Gezählt habe ich sie nicht. Ich „sammle“ seit 1997.
Was passiert, wenn ich 20 Jahre weitermache? Muss ich dann anbauen? Schon jetzt finde ich manche Spiele ohne Umräumen nicht. Und was, wenn ich früh in ein Heim muss? Gibt es da genug Platz? Horror!
Die Idee mit dem Museum ist mir lieber als auszumisten. Kein einziges möchte ich hergeben.
Danke für die Antworten. Die Frage ist also, ab wann regeln wir unseren spielrischen Krempel. Ich habe bewusst nicht Vermächnis oder Erbe geschrieben. Denn jeder geht damit anders um. Wenn es doof läuft, wird eine Sammlung irgendwann verramscht oder vernichtet, weil keiner so richtig den checker (oder die Lust) hat. Ich hatte mir zweimal meinen Traum vom Spielezimmer erfüllt und musste feststellen, so was kann auch beizeiten wieder weg sein. Dann stehst du da mit deinem Spieletraum. Andere haben ein großes Lager oder, wie ich jetzt, einen trockenen Keller. Trotzdem leiden die Kartons.
Dieser Platz fehlt dann aber wieder für den üblichen Kellerkrempel. Natürlich stehen auch noch Spiele auf Schränken.
Eine richtige Lösung für mich habe ich noch nicht gefunden.
Wegschmeißen erscheint mir aber immer noch als zu hart.
Ich denke, jeder sollte sich mal Gedanken um den eigenen Nachlass machen. Schon früh im Leben. Niemand weiß, wann er gehen muss. Auch wenn die Spielesammlung als unwichtigstes Problem erscheint, ist sie je nach Umfang ein großes für die Erben. Leute, macht ein Testament! Ihr könnt das nicht mit in den Tod nehmen.
Das ist eine Frage, deren Beantwortung ich behandele wie die Steuererklärung: Ich schiebe sie so lange vor mir her, wie es geht. Zum Glück muss ich mir diese Frage aber nicht jedes Jahre stellen (im Gegensatz zur Steuer).
Mein Spielekeller mit Spieletisch und allem Drum und Dran ist tatsächlich auch ein wahrgewordener Traum. Ich beherberge dort aktuell (nach BGG) fast genau 600 Spiele (Kartenspiele mit eingerechnet). Damit zähle ich unter den Sammlern ja eher noch zu den kleinen Lichtern. Aber ich habe darunter nichts, das ich entbehren möchte. Das ist schon die Elite. Aber ich komme langsam an räumliche Grenzen.
Was die Überlegung für zusätzlichen Platz angeht: s. Steuererklärung.
Bei Neuheiten bin ich aber heute viel wählerischer als früher. Ich brauche nicht das 56. Workerplacement. Es sei denn, es … hat was. Neta Tanka zum Beispiel, oder Glory (erst letztes Jahre gekauft). Die sind einfach auch toll aufgemacht. Was von den Rezensionsexemplaren nichts taugt (und nicht gewünscht war), fliegt raus. Aber nicht in den Müll! (Mögest Du nie wieder ein Spiel gewinnen, Herr Weber!). Mein Motto: Ich schneide mir keine Gliedmaßen ab, ich gebe meine Kinder nicht her und ich schmeiße keine Spiele in den Müll. Skandal!
Ein Wasserschaden im Keller vor zwei Jahren hat mich der Gedanken um die Spiele meiner Kindheit enthoben.
Die, die mir aus späterer Zeit noch etwas wert sind – und seien es schöne Erinnerungen beim Anblick der Schachtel – lagern oben und werden eher nicht abgegeben. Spiele, die die daran geknüpften Erwartungen nicht erfüllen, gehen hingegen sehr schnell und ohne allzu grossen Verlust wieder, bevor sie bei mir Wurzeln schlagen können.