Reich der Spiele

Jorvik

Gesellschaftsspiel Jorvik - Foto von eggertspiele

Wikinger zu werden, ist offensichtlich nicht allzu schwer. Und im Moment scheinen irgendwie gerade alle Wikinger sein oder zumindest so tun zu wollen. Und so wird eben auch ein altbewährtes, pfiffiges Brettspiel über ein malerisches Hamburger Hafenquartier bei der Neuausgabe flugs in ein Wikingerspiel umfunktioniert und umbenannt – ganz offensichtlich haben die Modewellen und ihre Ausläufer längst auch die Spielewelt erreicht …

Jorvik – das neue Speicherstadt

Die Speicherstadt von Stefan Feld (eggertspiele/Pegasus Spiele) war toll. Da kann bei einer Neuauflage des Brettspiels eigentlich nicht viel schief laufen. Außer es kommt zu Verschlimmbesserung, was bei Jórvík (Jorvik) glücklicherweise nicht der Fall war. Vielmehr wurden die Einzelheiten und Abläufe des Hamburger Originals alle mehr oder weniger unverändert übernommen, aber halt in geeigneter Weise „verwikingert“. Die Bezeichnung der Ressourcen und die Gestaltung des gesamten Spielmaterials sind daher neu (und die Schachtel deutlich größer, aber das dürfte kaum die Schuld der Wikinger sein), die Feuersbrünste, die Teile der Speicherstadt verwüsteten, sind zu angreifenden Piktenhorden geworden und das ganze Spiel heißt nun eben Jórvík (Jorvik), die frühere Bezeichnung des heutigen York im Norden Englands zu Zeiten der Wikinger.

Wie funktioniert das Brettspiel Jórvík (Jorvik)?

In seinem Kern ist das Brettspiel dagegen unverändert (und gut) geblieben. Es geht weiterhin darum, Spielkarten mit Ressourcen aller Art zu erwerben, indem bei den jeweiligen Angeboten Schlange gestanden wird. Wer eine seiner Spielfiguren zuerst da hinsetzte, darf auch als erster kaufen, allerdings zu erhöhten Preisen entsprechend der Länge der ganzen Warteschlange. Wer später kam, kann so allenfalls günstiger einkaufen, außer jemand vor ihm habe halt trotzdem zugeschlagen und den Kaufpreis ausgelegt, worauf alle dahinter Wartenden in die sprichwörtliche Röhre schauen und leer ausgehen. Allerdings gibt es im Spiel zahlreiche Runden mit immer neuen Kaufangeboten. Und da das Geld bei Jórvík (Jorvik) eine echte Mangelware ist, fehlt es nach einem Vorhandkauf meist in der nachfolgenden Runde, sodass andere Spieler zum Zuge kommen können. Da muss jeder wirklich gut überlegen, was er wann zu welchem Preis anschaffen will und kann.

Das erhöht die Chancen für die Leute hinten in der Warteschlange. Und schafft Raum für trickreiche Manöver aller Art. Möglicherweise stelle ich mich irgendwo nur hinten an, um die Vorangehenden in der Reihe aus dem Markt zu drängen oder ihnen höhere Ausgaben aufzuzwingen, wenn sie trotzdem kaufen wollen. Und vielleicht bin ich zuletzt dann der lachende Profiteur des Ganzen und kann selber zum Tiefpreis zuschlagen. Andererseits droht mir andernorts vielleicht genau dasselbe ebenfalls zu passieren, obschon ich genau diese Karte unbedingt hätte erwerben wollen. Diese reizvolle Taktik- und Ärgerkomponente sorgt für viele Emotionen und Stimmung am Spieltisch. Und da die Angebote je nach den Jahreszeiten varieren, wird der Kampf um besonders interessante und ideal in die eigene Auslage passende Spielkarten zusätzlich verschärft und erschwert.

Erweiterung inklusive

Im sog. Jarl-Spiel kommen dann noch die Komponenten hinzu, die bei der Speicherstadt Teil der Kaispeicher-Erweiterung waren. Dadurch wird Jórvík (Jorvik) noch interessanter zu spielen. Es gibt eine weitere Auslage mit Spielkartenangeboten, die direkt erworben werden können. Es gibt hier also kein Bangen mehr, ob jemand anderes die Karte wegschnappt. Allerdings bezieht sich auch hier der Kaufpreis auf das Interesse an den jeweiligen Karten, sodass es ebenso unerfreulich und teuer werden kann wie bei den herkömmlichen Versteigerungen.

Außerdem belohnen spezielle Wertungskarten eine entsprechend ausgerichtete und optimierte Spielweise, die allerdings aus den genannten Gründen nicht ganz einfach umzusetzen ist. Und nicht zuletzt sorgen Verräterkarten für böse Angriffe und ebensolches Blut, wenn beispielsweise nach der Einsetzphase zwei Wikingerfiguren vertauscht oder aber den Mitspielern rare Münzen geklaut werden dürfen.

Lohnt sich das Brettspiel Jórvík (Jorvik)?

Die ursprüngliche (Speicherstadt-) Spielvariante von Jórvík (Jorvik) ist gradliniger und schneller, das Jarl-Spiel mit den zusätzlichen Elementen der Kaispeicher-Erweiterung interaktiver und etwas strategischer. Welche der Varianten man lieber hat, ist letztlich Geschmackssache, wobei beide gut und unbedingt empfehlenswert sind. In jedem Fall sollten möglichst viele Wikinger teilnehmen und mitmachen – je größer die Konkurrenz am Tisch ist, desto besser wird letztlich auch das Spielerlebnis. Und irgendwie gefällt mir das Geschehen bei Jórvík (Jorvik) besser als jenes in der Speicherstadt, das mir mit all den Bränden irgendwie destruktiver vorgekommen ist als die Piktenangriffe. Aber selbstverständlich ist auch das eine absolute Geschmackssache und keineswegs allgemeingültig.

Infos zu Jorvik

  • Titel: Jorvik
  • Verlag: eggertspiele, Pegasus Spiele
  • Autor: Stefan Feld
  • Spieleranzahl (von bis): 2-5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 45-90
  • Jahrgang: 2016

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